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„Waaasss? Wohin?“ – Ein Wochenende im Kloster

… so war meist die erste Reaktion, als ich erzählt habe, dass ich ein Wochenende im Kloster verbringe.

Zwar war das Wochenende beruflich veranlasst – es  ging um das Thema Burnout-Prävention und Achtsamkeit – aber trotzdem reizte es mich auch persönlich mal ein Wochenende komplett frei von sämtlichen Medien zu sein.

Nach einer knappen Stunde Autofahrt kam ich an der Abtei Marienstatt an und war einfach nur überwältigt. War das schön! Reflexartig zückte ich mein iPhone um ein Foto zu schießen und musste sofort herzlich über mich selbst lachen. Gut, dass Foto noch schnell an Familie und die Lieblingsfreundin gesendet und dann verschwand das Ding endgültig in der Versenkung – zumindest für die kommenden zwei Tage.

Nun ja, so ganz abschwören wollte ich den Medien an diesem Freitag dann doch nicht. Schließlich spielte Deutschland im Viertelfinale der Fußmall WM. Und was für ein Glück, in unserem Seminarraum gab es einen Fernseher – den einzigsten 🙂 So kam es, dass auch andere Klostergäste uns mit Klosterbräu oder Knabbereien „bestachen“, um das Spiel ja nicht zu verpassen.

Unsere Zimmer waren einfach, aber sauber und befanden sich im Pfortenhaus, wo früher die Schwestern untergebracht waren. Daher auch die Namen der Zimmer: „Schwester V“ war meins.

Am ersten Abend konnte ich zunächst überhaupt nicht einschlafen, da alles so ruhig war und die Vögel so „laut“ zwitscherten. Irgendwann bin ich doch eingeschlafen … aufeinmal lautes Glockengeläut – WTF war das bitte?Es war doch noch Dunkel! … ganz ehrlich gesagt hatte ich über eine Sache überhaupt nicht nachgedacht:
Kloster = Kirche= Messe = Kirchenglocken
Es war 5 Uhr- Zeit für die Benediktiner ihre erste Messe abzuhalten und ich war hell wach.   2 Stündchen  döste ich noch vor mich hin und machte mich dann auf den Weg in den Klostergarten. So früh war es dort einfach herrlich ruhig und die durch den Morgentau blitzende Sonne zauberte ein herrliches Licht. Ein bischen ärgerte ich mich, dass ich nur meine Kompaktkamera eingesteckt hatte. Mit so einer Kulisse hatte ich definitiv nicht gerechnet 🙂

Der Ausblick aus meinem Klosterzimmer (Schwester V)

Der Ausblick aus meinem Klosterzimmer (Schwester V)

Um 8.00 Uhr gab es dann endlich Frühstück. Obwohl es einfach war, fehlte mir nichts und geschmeckt hat es ebenfalls wunderbar. Die Mahzeiten wurden im Haupthaus eingenommen. Hier war alles noch sehr alt, mit vielen Holzornamenten, schweren Holztüren und alles strahlte eine beeindruckenden Ruhe aus. Alle Klostergäste aßen gemeinsam an einer großen Tafel. Das Ganze hat mich sehr an Jugendherberge erinnert, aber hatte auch einen ganz eigenen Charme. Es gab immer spannende und interessante Gespräche. Viele fremde (aufgeschlossene) Menschen an einem Tisch – sowas mag ich ja 🙂

Den Tag verbrachten wir dann mit Enspannungsübungen, Gesprächen und Theorieeinheiten. Getoppt wurde das Ganze durch ein kleines Mittagsschläfchen, welches ebenfalls zum Programm zählte. Generell muss ich sagen, dass ich mich den kompletten Samstag im absoluten Chillmodus befunden habe. Entspannen, Essen, schlafen, Entspannen, Kuchen, Wein, Entspannen, Schlafen – klingt ja auch ziemlich relaxed oder? 😉
Als ich Abends gerad in Bett wollte, kam noch unser Besuch vom Vortag mit einer Flasche Calvados als Dankeschön. Und nach diesem Schlummertrunk hab dann auch ich tief und fest geschlafen –  bis 5 Uhr am Sonntag – es war wieder Gottesdienst-Zeit 🙂
Vor dem Frühstück zog ich nochmals mit der Kamera los – diese Blumenpracht im Garten war einfach toll!

Der Vormittag verging bei einem Spaziergang ratz fatz. Wir aßen danach noch gemeinsam zu Mittag und dann machte sich jeder wieder auf den Heimweg. Alles wieder ganz entspannt!

Während der Zeit in Marienstatt habe ich versucht, das Kloster nicht als einen Ort des Glaubens zu sehen, sondern als einen Ort der Ruhe. Und das war er dann tatsächlich auch. Kein TV, kein Radio und kein Handy. Anfangs war das wirklich sehr komisch und ich habe gemerkt, wie fixiert ich auf diese ganzen Medien bin. Dann kam aber relativ schnell der Zeitpunkt, wo ich diese – ich nenn es mal „Freiheit“- genießen konnte. Man konzentriert sich automatisch wieder mehr auf sich, seine Umgebung und die Menschen um einen herum. Das war eine tolle Erfahrung!
Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich noch nie so auf das Autofahren gefreut habe: Mir hat es so sehr gefehlt Musik zu hören!  Also hörte ich erstmal meinen aktuellen Lieblingssong und sang ganz laut mit – herrlich 🙂

Auch, wenn mehrere Tage absolute Ruhe nichts für mich sind, habe ich mir eins jedoch fest vorgenommen: Ab und an werde ich mir mal einen Tag ohne IPhone, TV und vielleicht auch ohne Musik gönnen. Einfach um mal komplett zur Ruhe zu kommen und mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Denn DAS hat kurzfristig wirklich gut getan!

 

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