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Ein kultureller und genussreicher Tagesausflug nach Lüttich

Liége-Lüttich

Denke ich an Lüttich oder Liège, wie die wallonische Stadt tatsächlich heißt, erinnere ich mich als erstes an den riesigen Markt, der in der Kindheit oft Ziel von sonntäglichen Familienausflügen war. Als zweites kommt mir der imposante und futuristische Bahnhof von Lüttich in den Sinn, den ich schon oft aus dem Fenster des Thalys heraus bewundert habe.

Heute mache ich erneut einen Tagesausflug nach Lüttich. Mit dem Thalys geht es in nur einer Stunde vom Kölner Hauptbahnhof in die französischsprachige Großstadt. 130 km liegt Lüttich von Köln entfernt, so dass man alternativ natürlich auch mit dem Auto anreisen könnte.

In den nächsten fünf Tagen findet in Lüttich zum zweiten Mal das Festival Métamorphoses statt. Die ganze Stadt wird während des Festivals zur Open-Air Bühne für künstlerische und poetische Darbietungen. 

Der Bahnhof Liège-Guillemins

Endlich kann ich mir heute den Bahnhof, den ich schon so oft aus dem Fenster heraus bestaunt habe, einmal genauer anschauen.

Bahnhof-Lüttich

Bahnhof-Lüttich

Am 2009 fertig gestellten Gare Liège-Guillemins verkehren rund 500 Züge pro Tag und der Bahnhof gilt als einer der wichtigsten in der belgischen Region Wallonien. Entworfen und geplant wurde er vom spanischen Architekten Santiago Calatrava. Calatrava verzichtete beim Bau auf die klassische Bahnhofsarchitektur und plante stattdessen nach den Prinzipien Bewegung, Kommunikation und Transparenz. So gehen Innen- und Außenbereich des Bahnhofs nahtlos ineinander über und es wurde sehr viel Glas beim Bau des Bahnhofs verwendet.

Blickfang des Gare Liège-Guillemins ist definitiv das Dach: 39  Stahlbögen, einige bis zu 40 m hoch, formen eine riesige Welle, die sich über knapp 200 Meter erstreckt. Wer Architektur mag, sollte hier in jedem Fall einmal durch die Gänge und über die Bahnsteige streifen.

Die Landung der Aéroflorele II

Nach unsere Ankunft zieht es uns weiter in den historischen Stadtkern von Lüttich. Schon während der kurzen Fahrt mit dem Bus dorthin fallen mir die schönen Häuserfassaden und die vielen Brunnen und Denkmäler auf. Am prinzbischöfliche Palast angekommen fällt uns das Luftschiff Aéroflorale II unmittelbar ins Auge. Die Besatzung des Fluggerätes setzt sich aus  15 Wissenschaftlern zusammen, die extra zum Festival Métamorphoses angereist sind. Seit mehreren Jahren reisen Sie durch die Welt, um die Pflanzen einzelner Kontinente zu sammeln und deren Energieproduktionsfähigkeit zu studieren.

Aeroflorale II in Lüttich

Aeroflorale II in Lüttich

Das Fluggerät ist eine 18 Meter hohe Konstruktion aus Stahl, Leuchtstoffröhren, sehr vielen Grünpflanzen sowie großen Ballons und Propellern, die durch die pflanzliche Energie angetrieben werden. So können die Wissenschaftler mit der Aéroflorele II in niedriger Höhe die ganze Welt erkunden und sich auf die Suche nach seltenen Pflanzenarten begeben. Immer mit der Hoffnung, dass diese energetische Eigenschaften besitzen und dem Menschen alternative Energiequellen bieten können.

 

Die Geschichte des Luftschiffs wird von der französische Künstlergruppe „La Machine“ dargestellt – sehr glaubwürdig und oft amüsant wie ich finde. Die Darsteller laden zum Mitmachen ein und bringen die Zuschauer zum Nachdenken. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, das muss man einfach gesehen haben.

Montagne de Beuren – die Treppe mit Aussicht

Wir schlendern durch die Stadt und erklimmen kurz vor dem Mittagessen die Montagne de Beuren. Die bekannte Treppe mit ihren 374 Stufen verbindet Lüttich mit der alten Zitadelle. Bei 30 Grad Steigung komme ich während des Aufstiegs ganz schön ins Schwitzen. Der Ausblick von oben auf Lüttich und die Maas entschädigt jedoch sofort für das bisschen Frühsport.

Die Treppe wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, um den Soldaten die Möglichkeit zu geben, von der Zitadelle aus ins Stadtzentrum zu gelangen. Sie wurde nach Vincent de Bueren benannt, der Lüttich im 15. Jahrhundert während des Angriffs von Herzogs von Burgund verteidigte.

Montagne-de-bueren

Der Aufstieg lohnt sich …

Aussicht-Montagne-de-bueren

Oben angekommen hat man einen tollen Blick über Lüttich

Funfact: Die Treppe hat 159 Stufen weniger als der Kölner Dom. Um so passender, dass Köln die Partnerstadt von Lüttich ist.

Parc de la Boverie

Mit dem Wassertaxi fahren wir weiter auf die kleine Insel in der Maas – den Parc de la Boverie. Ein Ort für Entspannung und Kultur zugleich.  Das ehemaligen Gebäude der Weltausstellung wurde zum Museum La Boverie umgebaut und die angrenzende Parkanlage lädt Groß und Klein zum Entspannen und Verweilen ein.

 

Im Rahmen des Festival Métamorphoses finden im Park viele verschiedene künstlerische Darbietungen statt.

Nach unserem Flash-Visit, einer 30 minütigen Führung durch die aktuelle Ausstellung im angrenzenden Museum, schauen wir uns die akrobatische Darbietung von Chloé Moglia an. An einem 6m hohen Bogen „kämpft“ sie über 30 Minuten auf beeindruckende Weise mit den Gesetzen der Schwerkraft. Wirklich eine schwindelerregende Performance.

Lüttich kulinarisch

Natürlich kann man nicht durch Lüttich streifen, ohne eine der leckeren Waffeln gegessen zu haben. Die Besten soll es im Gaufrette Saperlipopette geben. Und da die Schlange am Morgen noch nicht sehr lang ist, gönnen uns wir natürlich eine leckere Waffel. Solltet Ihr doch einmal warten müssen, freut Euch darauf, dass die Wartezeit meist mit einer kleinen Leckerei auf Kosten des Hauses versüßt wird.

Neben den Waffeln überbieten sich die Patisserien in Lüttich mit vielen anderen süßen Kreationen. Zu finden sind diese in der Rue Saint-Paul oder auch in den Gassen rund um die Kathedrale Saint-Paul.

Zum Mittagessen kehren wir ins Amon Nanesse ein. Hier kann man neben dem leckeren belgischen Bier vor allem Lütticher Spezialitäten probieren.

Zum Beispiel „Le Boulet á la Liégeoise“ –  der sogenannte Klotz am Bein. Ein Hackfleisch Klops mit einer Soße aus dem bekannten Lütticher Sirup. Dazu werden meist belgische Fritten serviert. Der Name Klotz am Bein resultiert daraus, dass dieses Gericht sehr sättigend und nicht unbedingt kalorienarm ist.

Oder ihr probiert einen „Salade Liégeoise„. Salat? Wer jetzt denkt, der Salat ist leichte Kost, der täuscht sich. Es handelt sich um einen Kartoffel-Bohnen-Salat mit gebratenem Speck. Lecker und deftig!

 

Wer es gerne süß mag, dem empfehle ich den „Café Liégeois“. Eine Art Eiskaffee mit Sahne und Likör. Gerade bei warmen Temperaturen eine Köstlichkeit, die man probieren sollte.

Mein Favorit um den Tag ausklingen zu lassen ist die Brasserie C.  Unbedingt probieren solltet ihr die gemischte Platte mit Lütticher Käse, Lütticher Sirup-Dip und der Boudin Blanc, einer Weißwurstspezialität der Region. Dazu empfehle ich ein schmackhaftes Curtius Bier. Gerade bei gutem Wetter, lädt der gemütliche Innenhof zum Schlemmen und Genießen ein.

 

Sehr gut gefallen hat mir, dass die Restaurants und Cafés in Lüttich viel wert auf regionale Produkte legen.  Besonders im volkstümlichen Viertel Outremeuse, gleich gegenüber dem Zentrum auf einer Insel, finden sich viele Restaurants und Cafés. Generell hat Lüttich kulinarisch sehr viel zu bieten. In  jeder Straße sind mir Restaurants und Cafés ins Auge gefallen, die ich gerne besucht hatte.

Als die geografisch dem Rheinland am nächsten liegende französischsprachige Großstadt, bietet Lüttich tatsächlich ein vielfältiges, kulinarisches und kulturelles Angebot.

 

Lüttich hat mich heute wirklich überrascht! Generell ist mir aufgefallen, dass es rund um die Maas sehr grün geworden ist. Wenn ich mich an meine Kindheitstage zurück erinnere, war das damals noch nicht der Fall. Den Mix aus Alt und Neu mag ich sehr gern. Man merkt, die Stadt ist im Wandel und es hat sich schon eine Menge getan, so dass ich Lüttich zu Recht noch eine zweite Chance gebe. Das vielfältige, kulinarische und kulturelle Angebot hat mich überzeugt, so dass ich bestimmt bald wieder komme.

*****

Vielen Dank an den Tourismusverband Belgien-Tourismus Wallonie für die Einladung zu diesem Tagesausflug. Besonders Shari und Barbara lieben Dank für sympathische Begleitung und Euer Hintergrundwissen. Meine dargestellte Meinung wird durch die Einladung wie immer nicht beeinflusst.

 Weitere Blogartikel zu unserem Lüttich Ausflug findet Ihr bei  Jessi von Fernwehundso und Sarah von Wuenscheweltweit

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