Estland
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Estland: Radfahren und Wandern im Lahemaa Nationalpark

Estland? Was macht man denn da? Wieder mal so eine typische Frage, die ich oft vor meiner Reise ins Baltikum gestellt bekam.

Estland ist für Outdoorfans und Naturliebhaber der perfekte Ort um einen Aktivurlaub in unberührter Natur zu erleben. Und mit ein wenig Glück enteckt man sogar Elche und Biber in freier Natur.

Bekannter Weise mag ich  Outdoorabenteuer und deswegen ist Estland als Reiseziel für mich  auch so reizvoll. Hier kann ich viele Outdooraktivitäten, ohne lange Fahrtzeiten, einfach einmal testen.  Außerdem freue ich mich auf die Ruhe in unberührter Natur in den vielen Nationalparks. Denn neben ein bisschen Action möchte ich auch vom Alltag abschalten.

Radeln und Wandern im Lahemaa Nationalpark

Der Lahemaa Nationalpark liegt im Norden Estlands und ist der größte Nationalpark des Landes. Er hat eine Fläche von über 72.500 Hektar – 1/3 davon sind Meerwasser.

Der Nationalpark ist sehr vielfältig. Wälder, Seen, Steinfelder, Moore, Flüsse oder Sümpfe – jede Menge verschiedener Landschaften lassen sich hier erkunden. Ebenfalls ist der Park Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Neben den über 200 Vogelarten leben hier Elche, Wildschweine, Biber und Luchse.  Das Rad- und Wanderwegenetz ist hervorragend ausgebaut und ganzjährig zugänglich. Es gibt aber auch einen Teil des Nationalparks, in der die Natur komplett sich selbst überlassen wird. Hier ist das Betreten strengstens untersagt. Ein anderer  Teil des Parks wird saisonal, z.B. zur Brutzeit der Wasservögel, für Besucher gesperrt.

Lahemaa wurde im Jahre 1971 als erster Nationalpark der Sowjetunion gegründet. Die damalige Regierung beabsichtigte mit der Gründung eines Nationalparks auch den Nationalstolz det Bevölkerung zu stärken. 1973 und 1974 folgten Nationalparks in Lettland und Litauen. Erst 1983 wurde der erste Nationalpark auf (heute) russischem Gebiet eröffnet. Soweit ein paar allgemeine Informationen zum Lahemaa Nationalpark.

Die Wege sind kurz in Estland und so erreichen wir nach nur einer Stunde Fahrt von Tallinn aus schon unsere Unterkunft: Das alte Gutshaus in Sagadi . Ich bin sofort hin und weg und fühle mich in eine frühere Zeit zurück versetzt.

Gutshaus Sagadi

Gutshaus Sagadi

Nach einem gemütlichen Abend bei Kaminfeuer, Elchstreak und leckerem Bier, starten wir am nächsten Morgen zu unserer 50 km langen Radtour.

Radtour von Sagadi, über Altja und Võsu nach Käsmu

Das Wetter ist perfekt. Für August ist nicht zu warm, die Sonne scheint und der Himmel erstrahlt in seinem schönsten blau.

Wir radeln von Sagadi nach Altja und machen dort einen ersten Fotostop. Ist das schön hier! Zwischen dem Schilf finden sich immer wieder Findlinge im Wasser. Zusammen mit den Booten am Ufer ist das ein tolles Fotomotiv. Tipp: Wer richtig ursprünglich essen möchte, kehrt am Abend noch einmal zurück und gönnt sich ein leckeres Essen im Altja Korts .

 

Wir radeln weiter zu unserem ersten Etappenziel: Võsu. Das kleine Örtchen liegt idyllisch am Meer und ist optimal für eine ausgedehnte Mittagspause. Wir kaufen im örtlichen Supermarkt ein, setzen uns in den Sand und genießen die leichte Brise, die uns ins Gesicht weht. Lust zu Baden? Nee, mir ist das echt zu kalt. Da bewundere ich lieber anerkennend die anderen Gäste am Strand, die anscheinend kein Problem mit dem eisigen Meereswasser haben. Brrr…

Nach einer Stunde müssen wir los, denn unsere Tagesziel Käsmu haben wir noch nicht erreicht. Unser Weg führt weiter durch schattige Wälder, die auch immer mal wieder durch Küstenabschnitte unterbrochen werden. Die Strecke ist eben, so dass das Radfahren an sich nicht schwierig ist und eine Menge Spaß macht.

Am Ende einer Landzunge liegt das kleine Fischerdorf Käsmu. Ich sag´s Euch: Idylle pur – hier scheint die Welt noch in Ordnung. Es führt nur eine kleine Straße durch den Ort und ich bestaune die schönen Holzhäuser mit ihren sehr gepflegten Gärten. Die Vögel zwitschern und ich höre das Meer rauschen. Klingt mega kitschig, ist aber einfach wunderbar!

Die Straße endet an einem kleinen Parkplatz. Von hier geht es nur zu Fuß weiter.  Wir gehen den 4,3 km langen Rundweg, der uns zunächst durchs Schilf hindurch zum äußersten Zipfel der Landzunge führt. Dort wird das Ufer immer zerklüfteter und es sind erneut eine Vielzahl von Findlingen zu sehen.

 

Es sei erwähnt, dass in Käsmu die größte Anzahl von Findlingen in ganz Estland zu finden ist. Auf dem Rückweg wandern wir durch den „Mast-Kiefern-Wald“ mit seinen bis zu 30 Meter hohen und bis zu mehreren hundert Jahren alten Bäumen. Zu Schiffsmasten wurden die Baumstämme allerdings nie verarbeitet, da sie durch die Witterung zu sehr verbogen wurden. Sehr verwundert war ich darüber, dass sich sogar Findlinge im Wald befinden. Der größte von ihnen ist 4,80m hoch. Natürlich gibt es gerade über diese Findlinge eine Reihe von Sagen. Einige von ihnen seien versteinerte Teufel, andere wiederum habe der Riese Kalevipoeg dort hin geworfen. Tatsächlich aber wurden die Steine vor 11.000 Jahren durch Gletscherbewegungen von Skandinavien an die estnische Küste geschoben.

 

Bevor wir uns zurück auf den Weg nach Sagadi machen, gönnen wir uns einen leckeren Prosecco im La Veranda. Ein hübsches kleines Café – gefühlt am Ende der Welt 🙂

Wanderung im Hochmoor Viru

Eines der bestzugänglichsten Moore in Estland ist das Hochmoor Viru.

Hochmoor? Was ist das denn überhaupt? Hochmoore sind vergleichbar mit vollgesogenen Schwämmen. Die vollgesogenen Torfmoose (Schwämme) bestehen zu 90 %  aus Wasser und  haben sich über die Jahre auf die vorhandene Landschaft gelegt. Daher auch der Name Hochmoor. Die Entstehung ist ein sehr langsamer Prozess, der meist über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende andauert.

 

Der ca. 6 km lange Rundweg führt auf einem Bretterweg durch eine farbenfrohe  Wald- und Moorlandschaft. Auf der Hälfte des Weges befindet sich ein Aussichtsturm, der einen schönen Panoramablick bietet. Bis hierhin ist der Weg übrigens auch für Rollstuhlfahrer geeignet.

Ich bin begeistert von der Farbenvielfalt der Natur. In den vielen Mooraugen spiegeln sich die Wolken, so dass ich gar nicht mehr aufhören kann zu fotografieren. Wer nicht fotografiert nutzt die Mooraugen für eine kurze Abkühlung. Gerade im Sommer ein tolles Vergnügen! Da es gerade im Sommer auch sehr warm werden kann. Unbedingt an genügend Trinkwasser denken!

Die ersten Tage in Estland haben mich sehr begeistert. Der Lahemaa Nationalpark ist ein wunderschönes Fleckchen Erde und bietet Raum für eine Vielzahl an Aktivitäten.  Im zweiten Teil des Artikels werde ich über weitere Outdoor- und Naturerlebnisse in Estland schreiben. Lust auf Moorschuhwandern, Kanu- und Kajakfahren?  Seid gespannt!

 

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