Einmal im Leben die Schwerelosigkeit spüren.“ Für viele ein absoluter Traum – auch für mich! Von der Erfüllung dieses Traumes trennen mich leider aktuell 6.500€.
Besonders groß war daher aber meine Vorfreude auf die Führung „Zero-G, die Brücke zum All„, an der ich im Rahmen der Expedition Colonia teilnehmen durfte.
Der A300 Zero-G der Firma Novaspace war ursprünglich in Bordeaux stationiert. Nach 13.180 Parabeln beendet er am 03.11.2014 seine Karriere als Parabelflugzeug und geht am Flughafen Köln/Bonn in den wohlverdienten Ruhestand.
Seit 1999 haben an Board mehr als 400 Experimente deutscher Wissenschaftler stattgefunden. Die simulierte Schwerelosigkeit wird für biologische, physikalische und medizinische Experimente -nicht nur für die Raumfahrtforschung- genutzt. Die einzelnen Experimente liefern wichtige Erkenntnisse für die Behandlung von Krankheiten oder auch für industrielle Produktionsabläufe.
Haben die Forschungen an Board des Zero-G interessante Ergebnisse geliefert, hat das Experiment gute Chancen auf der internationalen Raumstation ISS fortgesetzt zu werden.
Für die Forscher haben die Parabelflüge den Vorteil, dass sie ihre eigenen Gerätschaften verwenden können, sie selbst bei dem Flug anwesend sind und so auch ggf. aktiv in den Versuchsablauf eingreifen können, bzw. die Versuche im Anschluss direkt auswerten können.
Der Zero-G hat eine Experimentierfläche von 100 qm und 25 Sitzplätze für Passagiere.
Auch Alexander Gerst trainierte auf dem Zero-G die Schwerelosigkeit für seinen Aufenthalt im All.
Regulär werden meist drei aufeinanderfolgende Flugtage angesetzt. Sollte ein Experiment mehr Zeit beanspruchen, können weitere Flugtage eingeplant werden. Wie immer im Leben, alles eine Frage des Geldes.
Generell werden Parabelflüge meist über dem Meer und in einem Gebiet mit wenig Turbolenzen durchgeführt. Die Besatzung besteht aus zwei Piloten und zwei Flugingenieuren.
Ist die Maschine im vorher festgelegten Gebiet angekommen, fliegt der A300 in einem Winkel von 47 Grad steil nach oben. Hat der Zero-G den Scheitelpunkt der Parabel erreicht, wird die Schubkraft der Triebwerke fast auf 0 gedrosselt, die Maschine steigt kurz weiter und „fällt“ dann mit einem Winkel von 42 Grad wieder die Tiefe.
Dies ist der Zeitpunkt an dem die 20 – 22 sekündige Schwerelosigkeit einsetzt. Je exakter der Pilot die Parabel fliegt, desto länger auch die Zeit der Schwerelosigkeit. Sobald der Pilot das Flugzeug wieder auf Normalkurs gebracht hat, folgen im Abstand von zwei Minuten 30 weitere Parabeln. Insgesamt werden so an den drei Flugtagen bis zu 35 Minuten Schwerelosigkeit erzeugt. Eine lange Zeit, die von den Forschern an Board intensiv genutzt wird.
Im Steigflug und auch beim Einlenken auf Normalkurs wirken bis zu 1,8G auf den Körper der Passagiere. D.h. auf den Körper wirkt in dieser Zeit ca. das Doppelte des eigenen Körpergewichtes.
Vor dem ersten Flugtag werden noch einmal alle Versuchsaufbauten auf ihre Sicherheit hin überprüft. Ist alles korrekt verschraubt? Gibt es noch „scharfe“ Kanten?
Neben der technischen Überprüfung gibt es vor dem Flug auch eine Medikamentenausgabe. Richtig! Wegen die Übelkeit. Das wäre auch meine größte Angst bei einem solchen Flug. Erlebt man dies ja meist doch nur einmal in seinem Leben und will diese Zeit nicht durch Übelkeit oder Schlimmeres vertun.
Ohne Medikamente würde fast jeder Passagier durch das stetige Steigen und Fallen von Übelkeit und Erbrechen heimgesucht. Damit dies nicht passiert, nimmt jeder vorher ein spezielles Mittel ein, welches die Symptome unterdrückt. So ist sicher gestellt, dass alles Experimente problemlos durchgeführt werden können.
Wichtig ist zudem, dass alle Teilnehmer das Medikament zur gleichen Zeit einnehmen. So setzt die Wirkung bei allen exakt zur gleichen Zeit ein.
Aktuell wird als Nachfolger des A300 eine ausgediente Kanzlermaschine, ein A310, zum Zero-G Flieger umgebaut. Bereits Ende April ist ein erster Parabelflug mit der neuen Maschine geplant.
Viele Umbauten sind dabei nicht nötig. Das Cockpit wird um ein paar Schalter erweitert, einige Sitzreihen werden ausgebaut und durch Polsterungen am Boden und an den Decken ersetzt. Da bei den Parabellflügen enorme Kräfte auf das Flugzeug wirken, werden auch die Triebwerke noch einmal besonders befestigt.
Der ausgediente A300 Zero-G wird demnächst im öffentlich zugänglichen Bereich des Flughafens Köln/Bonn ausgestellt werden. Er soll so umgebaut werden, dass größere Gruppen und besonders Kinder durch multimediale Präsentationen mehr über die Forschung in der Schwerelosigkeit erfahren können. Ich bin somit eine der letzten Besucher, die den Zero-G in seinem ursprünglichen Zustand besichtigen durften.
Falls ihr noch mehr über das Thema Zero-G erfahren möchtet, dann empfehle ich die beiden Video-Links:
Parabellflüge – Forschung in der Schwerelosigkeit
2 Kommentare