Belgien
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Brüssel – Liebe auf den zweiten Blick

Dunkel, dreckig und einfach nicht schön.

Das war meine Erinnerung an Brüssel aus Kindheitstagen. Wie es dann manchmal so ist, sah ich ein günstiges Reiseangebot und entschied spontan der Stadt eine zweite Chance zu geben.

Mit dem Zug bin ich innerhalb von 2 Stunden in Brüssel. Meine Unterkunft habe ich über Airbnb gebucht und hab es wiedermal nicht bereut. Ein Künstlertyp in meinem Alter, chaotische aber irgendwie auch sympathische Bude. Mein Zimmer war im Souterrain mit eigenen Bad. Also alles prima und unproblematisch.

Ich wohne im Viertel Ixelles. Viele kleine Straßen mit gemütlichen Bars und Cafés sowie eine große Einkaufsstraße. Auf die Empfehlung meines Airbnb Hosts gehe ich zu Fuß die Rue de Namur bis zum Grote Markt. Alles wirkt so sauber und hell und am Place Royal bin ich das erste mal überrascht, welch schöne Bauten es hier gibt.  Nur ein paar Schritte weiter habe ich dann eine gigantische Aussicht über Brüssel. Wow!  (Wenn ihr auch das erste Mal nach Brüssel kommt: Unbedingt die Aussicht vom Mont des Arts genießen!)
Hier kommt mir auch das erste Mal der Gedanke, dass die Stadt ja vielleicht doch ganz anders als in meiner Erinnerung sein könnte.

Ich schlendere weiter zum Grote Markt und lasse das geschäftige Treiben auf mich wirken. Vieles kommt mir bekannt vor und erinnere ich mich daran, dass ich hier bereits als Kind einmal war. Ich erkunde die vielen kleinen Gassen und verliere irgendwann die Orientierung. Ich weiß überhaupt nicht mehr wo ich bin und es regnet. Also setzte ich mich in das kleine Rethro-Café an der Ecke und trinke mein erstes belgisches Bier – mmhh lecker. Ich studiere den Stadtplan und entscheide mich als nächstes Richtung Manneken Pis zu gehen.

Die kleine Bronzestatue fand ich als Kind schon immer toll!
Als ich um die Ecke bog, wunderte ich mich über die Massen an Menschen, die am  Zaun vor der kleinen Statue standen. Kein Wunder hier gab es heute wohl Freibier 🙂 Ich schaute hoch und da stand er: Verkleidet und parat gemacht. In diesem Moment schoss mir eine Erinnerung an die Erzählungen meines Vaters in den Sinn: Er hatte mir immer gesagt, dass die Statue oft verkleidet wird. Als Kind freute ich mich also jedes Mal darauf die Statue verkleidet zu sehen … wurde aber leider immer enttäuscht und bekam nur den nackten Manneken Pis zu sehen.
Als ich ihn jetzt in diesem Anzug sah,  konnte ich ein kleines Juchzen vor Freude nicht unterdrücken und machte sofort ein Foto um es dem Papa zu senden. Mein kleiner Glücksmoment!

Ich musste zugeben, Brüssel gab sich wirklich Mühe um mich von sich zu überzeugen :-)Nachdem ich durch die vielen kleinen Läden des Viertels gebummelt bin, zündete ich eine Kerze in der Kathedrale St. Michael und St. Gudula an. Das mache ich in jedem Land und in jeder Stadt die ich besuche. Auch wenn ich ein absolutes Heidenkind bin, so ist das doch immer ein ganz besonderer und schöner Moment der Ruhe und des Innehaltens für mich.

Da ich am nächsten Morgen bereits vor den ganzen Touris am Atomium sein wollte , gab es am Abend nur noch einen kurzen Schlummertrunk im Café Ultimo Atome.

Die Sonne blinzelte durch das Rollo meines Zimmers und ich war sofort hellwach! „Nichts wie los und das perfekte Wetter zum Fotografieren nutzen“ war mein erster Gedanke. Gefrühstückt wurde unterwegs. So schön hatte ich das Atomium nicht in Erinnerung. Ich weiß nicht ob es das Glitzern der Sonne in den silbernen Kugeln oder der Kontrast zum blauen Himmel war … ich war begeistert und machte eine Menge Bilder.  Erst die ankommenden Touristenmassen erinnerten mich daran weiter zu ziehen.

Zu Fuß machte ich mich auf zur Basilika des Heiligen Herzens (Basilique Nationale du Sacré-Coeur), der fünft größten Kirche der Welt. Sah die Strecke auf der Karte nicht wirklich weit aus, waren es in Wirklichkeit allerdings eine Menge an Kilometern, die ich zurück legen musste. Zum Glück möchte ich sagen, denn so  konnte ich auch ein wenig das ursprüngliche, nicht touristische Brüssel erleben.

Die Basilika liegt auf einer Anhöhe am Elisabethpark. Hier setzte ich mich auf eine Bank und genoss ein wenig die Frühlingssonne. Hatte sich diese doch in Köln noch nicht so richtig blicken lassen.

Wie immer in solchen Momenten ziehen die bisherigen Eindrücke an mir vorbei und mit einem Grinsen im Gesicht mußte ich feststellen: Brüssel hat mich schon längst „eingefangen“. Ich wußte nun, warum meine Eltern so begeistert von dieser Stadt waren.

Freundlich, modern und einfach schön! Diese Erinnerungen werde ich ab heute an Brüssel haben.

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