Einer meiner Reiseträume war es einmal die Reisterrassen auf Bali zu sehen. Dem entsprechend waren auch meine Erwartungen sehr hoch, als ich auf Bali ankam. Aber wie man weiß, ist das mit diesen Erwartungen ja immer so eine Sache.
Die ersten Tage auf Bali verbringe ich in Cangguu und bin ehrlich gesagt enttäuscht über den Anblick der dortigen Reisfelder. Klein und eher braun als grün. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich muss mich also in Geduld üben und hoffe einfach auf schönere Reisfelder im Inselinneren.
Manchmal lohnt es sich den regulären Weg zu verlassen
In Ubud habe ich dann ein Erlebnis der besonderen Art. Mitten im Trubel der Hauptstraße entdecke ich ein kleines Schild „Riceterrace“. Der Wegweiser zeigt in ein schmales, matschiges Gässchen. Ich bin skeptisch aber neugierig und folge dem schmalen Weg. Der Lärm der Hauptstraße verstummt, keine Menschenseele ist mehr zu sehen, ich überlege sogar schon umzukehren, aber die Neugier siegt schlussendlich und dann DAS:
Wooow – ich bin sprachlos! Ich stehe mitten in den Reisfeldern und die Nachmittagssonne spiegelt sich im Wasser. Ist das toll! So habe ich mir das vorgestellt. Ich genieße die Stille und das ich quasi absolut allein hier bin – herrlich zum Fotografieren. Nach einigen Metern entdecke ich den Sweet Orange Warung. Das Café liegt mitten in den Reisfeldern und von der Terrasse hat man einen wunderschönen Ausblick. Ein perfekter Platz für einen frischen Smoothie und etwas zu Essen.
Touristen ohne Ende in Tegalalang
Einige Tage später besuche ich während meiner Rollertour die Reisterrassen von Tegalalang. Sehen diese im vorbeifahren noch sehr schön aus, muss ich bei genauerem Hinschauen feststellen, dass hier alles auf Touristen ausgelegt ist. Überall stehen Sie, machen Bilder und drängeln auf den dünnen Begrenzungen der Felder stehend. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich nicht von einem Ihrer Selfiesticks „erschlagen“ werde. Auch wenn ich selbst Touristin bin, macht mir das so echt keinen Spaß! Auf der anderen Seite des Tals sieht es nicht so voll aus. Den Weg dorthin spare ich mir allerdings, da ich Flip Flops und matschigen Boden für keine gute Kombination halte. Auch als ich mich etwas von den Touristengrüppchen entferne werde ich sofort angesprochen, ob ich ein Foto machen möchte. Diverse Requisiten werden dazu direkt bereit gehalten. Besonders die balinesischen Kinder sind hier sehr aktiv.
An sich sind die Reisterrasen von Tegalalang schön. Ich glaube, dass es mir einfach aufgrund der vielen Touristen und des grauen, tristen Wetter dort nicht so gut gefallen hat.
Jatiluwih Reisterassen – aller guten Dinge sind drei
Während meines Homestay-Aufenthaltes in der Nähe von Ubud mache ich mit meinem „Gastvater“ Made einen Tagesausflug. Auf dem Programm stehen u.a. auch die Reisterrasen von Jatiluwih, die er mir als das Highlight überhaupt anpreist. Noch mehr Reisterrassen? Nach der Enttäuschung in Tegalalang habe ich nicht wirklich Lust auf noch so einen überlaufenen Tourihotspot.
Made erklärt mir, dass Jatiluwih so viel wie „wunderschön“ bedeutet und so sei es dort auch wirklich: wunderschön. Hatte ich schon erwähnt, dass die positive Art der Balinesen echt überzeugend sein kann? Ist sie – also machen wir uns auf den Weg nach Jatiluwih.
Während der Fahrt erzählt mir Made etwas über den Reisanbau auf Bali:
Nachdem die Reisbecken angelegt sind, werden die Reispflänzchen von Hand eingesetzt. Im Anschluss werden die Felder geflutet. Da Bali sehr hügelig ist, läuft das Wasser meistens aus den Bergen oder einem Fluss von einem Reisbecken ins Nächste. Das Wasserlevel wird dabei dem Wachstum der Reispflanzen entsprechend ständig erhöht.
Sobald der Reis geerntet werden kann, färben sich die Pflanzen leicht gelblich. Jetzt wird das Wasser reduziert und die Felder trocken gelegt, so dass der Reis geerntet werden kann. Dies ist dreimal im Jahr möglich und wird ebenfalls per Hand erledigt. Im Anschluss wird der Reis getrocknet und anschließend gedroschen, so dass sich die Reiskörner aus den Ähren lösen.
Die Balinesen sind sehr gläubig. Auch auf den Feldern sieht man überall kleine Schreine, die der Fruchtbarkeitsgöttin Dewi Sri gewidmet sind. Die Schreine werden regelmäßig mit Opfergaben bestückt, damit eine ertragreiche Ernte gesichert ist. Eigentlich wird um das Wohlwollen der Göttin für Alles rund um den Reisanbau gebeten.
Schaut man sich die Opferkörbchen vor den Haustüren einmal genauer an, finden sich auch dort immer ein paar Reiskörner. Die Balinesen bedanken sich damit für die vergangene Ernte und bitten gleichzeitig um eine reiche, neue Ernte.
Made erzählt, dass es für die Reisbauern harte Arbeit ist und der Lohn sehr gering. Dennoch ist der Reisanbau für viele Familien das einzige Einkommen. Selbst die Kinder und Großeltern packen mit an und stehen stundenlang gebückt im knöchelhohen Schlamm. Generell ist mir vorher schon aufgefallen, dass besonders die Frauen oft harte, körperliche Arbeit leisten und das bis ins hohe Alter.
Während der Fahrt beginnt es wieder zu regnen und durch den warmen Boden wird es direkt sehr neblig. Na super, meine Laune beginnt sich wieder Richtung Nullpunkt zu bewegen. Ich und die Reisterrassen, dass scheint in diesem Urlaub nichts zu werden.
Am Ortseingang von Jatiluwih bezahle ich den Eintritt von umgerechnet 2 € und Made setzt mich am Anfang des Rundweges durch die Reisterassen ab, inkl. Schirm. Einen Vorteil hat der Regen. Es sind keine anderen Touristen in den Reisterrassen. Nach ein paar Minuten hört der Regen auf und die Wolken lichten sich. Die Sonne zeigt sich und das Grün der Reispflanzen wirkt durch die Feuchtigkeit noch grüner. Jatiluwih begeistert mich. Diese Landschaft ist einmalig und ich bin froh, dass mich Made überzeugt hat doch hierhin zu fahren.
Die Reisterrassen und ich, das klappt wohl doch. Es ist große Liebe <3
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