Ich habe kaum geschlafen, da ich doch sehr aufgeregt bin. Es quälen mich die üblichen Gedanken: Schaffe ich das? Habe ich mir da vielleicht zu viel zugemutet? Zum Glück weiss ich ja mittlerweile, dass ich es ausprobieren muss. Auch zu scheitern wäre keine Schande, denn ich hätte es zumindest probiert.
Es ist 2 Uhr morgens und der Fahrer brettert mit mir durch die absolute Dunkelheit. Mir kommt kurz der Gedanke, dass ich absolut verloren wäre, würde er mich hier überfallen oder ähnliches. Denn mal wieder habe ich den Fahrer für mich alleine. Es hat niemand weiteres mit mir gebucht. So habe ich zumindest meine Ruhe und kann noch etwas meinen Gedanken nachhängen. Die Straßen werden zunehmend kleiner, holpriger und wir schlängeln uns den Berg hinauf. Wir sind da – am Fuße des Mt. Batur. Zumindest sagt der Fahrer das und anhand der vielen Menschen auf dem Parkplatz vermute ich das auch. Sehen kann ich nix – es ist stock finster. Noch eine kurze Pipi-Pause und dann begrüsst mich auch schon Lou – mein Guide für heute. Ich bin total überrascht, dass es eine Frau ist. So schmal und zierlich. Sie erzählt, dass sie jeden Tag Menschen auf den Batur begleitet. Wow! Während des Aufstieges stelle ich übrigens fest, dass relativ viele Guides weiblich sind.
Zum Sonnenaufgang auf den Gipfel des Mount Batur
Nach der kurzen Begrüßung geht es dann schon strammen Schrittes voran. Mein erster Gedanke, dieses Tempo kann ich auf keinen Fall lange mithalten. Es sind schließlich erst 4.00 Uhr morgens und mein Körper definitiv noch im Schlafmodus. Nun ja, jetzt gibt es kein zurück mehr. Das erste Stück ist sehr gut zu gehen. Es geht durch eine Art Wald und dann einen geteerten Weg hinauf. Noch alles kein Problem, nur warm ist mir jetzt schon. Wer auch immer euch erzählt, es sei kalt am Batur, der lügt. Wir machen eine kurze Rast an einer Art Zwischenstation an der es auch etwas zu Trinken zu kaufen gibt. Ich bin irritiert. Jetzt schon Pause? Als ich den Berg hinauf schaue und die Karawane aus Taschenlampen leuchten sehe weiß ich warum. Auch im Dunkeln sieht das mächtig steil aus. Lou sieht meinen Blick und bestätigt mir meine Vermutung. Da wollen wir hoch!
„Take care!“ Überall ist Geröll, so dass ich aufpassen muss nicht auszurutschen. Dazwischen immer wieder große Felsbrocken, die es zu überwinden gilt. Nicht zu vergessen alles in absoluter Dunkelheit nur im Schein der Taschenlampe. Was ist mir warm! Ich verfluchte alle, die gesagt oder geschrieben haben, es sei hier kalt.
Je höher wir kommen, desto öfter muß ich eine Pause zum Luftholen einlegen. Der Weg ist steil und an einigen Stellen brauche ich Lous Hand um die Felsbrocken zu erklimmen. Mir ist zeitweise sogar ein wenig übel. Aber nach einer kurzen Pause zum Luftholen und Erholen kann ich wieder weiter gehen. Lou achtet zudem sehr auf mich. Auch wenn ich nichts sage, ordert sie immer wieder eine Pause an, mahnt mich zur Vorsicht oder reicht mir ihre helfende Hand. Ich kann einfach morgens nicht von 0 auf 100, das wusste ich bereits vorher. Also mache ich langsam. Ebenfalls fallen mir Aufstiege wesentlich schwerer als Abstiege, das war in Nepal schon so. Nun ja, aber da ich Lou ganz für mich habe, kann ich ohne Hetze mein eigenes Tempo gehen. Das hilft mir sehr.
„Klar will ich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Mount Batur stehen“
Ich sehe, dass sich der Horizont bereits dunkel orange färbt. Ein Zeichen, dass bald die Sonne aufgeht. Dann waren wir da…oder doch nicht? Lou fragt mich, ob ich bis auf den Gipfel möchte, dies sei nur der Viewpoint für den Sonnenaufgang. Es ist sehr verlockend jetzt hier einfach gemütlich sitzen zu bleiben, mich auszuruhen und auf den Sonnenaufgang zu warten. Ich überlege kurz…. „Ach komm, scheiß drauf, dass schaffe ich jetzt auch noch!“ Und tatsächlich werde ich durch den sich immer heller orange färbenden Himmel angetrieben.
Der Weg zum Gipfel kommt dem Besteigen eine Düne gleich. Zwei Schritte vor einen zurück. Aber irgendwie empfinde ich es in diesem Moment nicht mehr als so wahnsinnig anstregend. Ich bin getrieben von dem Gedanken den Sonnenaufgang auf den Gipfel zu erleben und davon kann mich jetzt niemand mehr abbringen. Ich sehe ihn schon, die letzten Meter und wir sind da. Ein so geiles Gefühl!
Lou sucht uns ein ruhiges Plätzchen und bietet sich direkt an ein paar Bilder von mir zu machen. Danach lässt sie mich eine Weile für mich sein – was ich einfach nur genieße. Nachdem ich genügend Bilder gemacht habe stehe ich einfach nur da und mir wird bewußt, dass ich tatsächlich auf dem Gipfel eines Vulkans stehe. Einer dieser absoluten Glücksmomente, die ich mit Sicherheit nicht vergessen werde. Ich bin stolz auf mich, dass ich dass geschafft habe.
Aufgrund des Windes und der durchgeschwitzten Sachen ist hier dann auch wirklich eine Softshelljacke oder ähnliches sinnvoll. Ebenfalls empfehle ich Euch Schuhe mit einem guten Profil einzupacken. Es müssen keine knöchelhohen Wanderschuhe sein, aber wie gesagt besteht die Strecke größtenteils aus sehr viel Geröll und ein gutes Profil bietet einfach mehr Halt. Ein weiterer Tipp: Zieht unter den normalen Socken ein Paar Nylonstrümpfe an. So bekommt ihr garantiert keine Blasen. Ich schwöre mittlerweile drauf!
Nicht weniger anstregend – der Abstieg vom Mount Batur
Dann heißt es klar machen zum Abstieg. Ich sehe zum ersten Mal, welche Strecke da hinter mir liegt. Wow! Das hat sich im Dunklen nicht so angefühlt und irgendwie bin ich froh, dass ich das vorher nicht gesehen habe. Immer wieder fragt mich Lou, ob alles ok ist. Ich bin noch völlig im Glücksrausch. Dann passiert es. Als ich kurz nicht aufpasse, weil ich noch ein Foto machen möchte, rutsche ich weg und mich haut es kurzerhand hin – meine Kamera gleich mit. Aua! Zum Glück ist uns beiden nichts passiert. Zur Sicherheit wird die Kamera aber in den Rucksack verbannt. Immer wieder rutschen die Menschen um mich herum aus. Das ist echt kein Spaß und erfordert einiges an Konzentration. Und es ist warm! Aber das erwähnte ich ja bereits 🙂 Ich bin froh, dass ich die Winter-(!) Laufhose (es sollte ja sehr kalt werden) hochkrempeln kann. So ist das Ganze einigermaßen erträglich. Ansonsten merke ich zwar meine Oberschenkel, aber der Abstieg an sich ist für mich gut machbar. Als wir unten ankommen erkennt auch Lou das lobend an. „You are very good in going down!“ Yeah, das macht zumindest mein Gejapse vom Aufstieg ein wenig wett 🙂
Kurz vom Startpunkt drehe ich mich noch einmal um und sehe den Mt. Batur nun in seiner ganzen Pracht. Wahnsinn, dass ich eben noch dort oben war! Was ein Glücksgefühl!
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Gebucht werden kann die Tour über diverse Anbieter. Ich habe über die Seite Auslandssemester-Bali gebucht. Hier kann man auch als Nicht-Student, nicht nur das Sunrise Trekking zum Batur, buchen.
Jana von A Tasty Hike hat übrigens einen Vlog über deren Tour zum Batur erstell. Schaut mal rein, es lohnt sich!
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