Köln
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Liebe zum Detail – Altstadt mal anders (Teil 2)

Bereits im 1. Teil dieses Artikels stellte ich die Frage, ob jeder Kölner auch die kleinen Details seiner Stadt und ihre Geschichte kennt? So wie ich würde fast jeder dies mit „Sischer dat!“ beantworten.

Mich jedoch überzeugte die Führung „Liebe zum Detail – Altstadt mal anders“ vom Gegenteil und brachte mir einige Aha-Erlebnisse.

Die Führung ging nur auf die kleinen Details an Bauwerken und Sehenswürdigkeiten ein, für welche bei einer regulären Stadtführung meist keine Zeit bleibt. Für mich als Kölnerin war dies aber um so interessanter. Natürlich kenne ich die Geschichte zu Dom, Heinzelmännchen Brunnen und Altstadt an sich. Aber wer achtet im Alltag schon auf die kleinen und meist sehr interessanten Details. Ich bisher nicht.

Im zweiten Teil geht es um Entdeckungen in der Kölner Altstadt.

Erster Stop auf dem Weg in die Altstadt war das Gasthaus der Brauerrei früh am Dom.

Der damalige Name des Bieres „Cölner Hofbräu“ ließe vermuten, dass es sich um den Hoflieferanten des Kaisers handeln könne. Aber weit gefehlt. Schon damals war die Namensgebung eine clevere Marketingstrategie. Der Name resultiert ganz einfach aus der Adresse des Brauhauses: Am Hof 14.

Über der großen Eingangstür sieht man neben dem Kölner Wappen auch die Figur des Petrus von Mailand, dem Schutzpatronen der Kölner Bierbrauer. Für viele Kölschliebhaber  der wohl wichtigste Schutzpatron der Domstadt überhaupt. Seine Aufgabe ist es die Brauer vor verregneten Hopfen- und Gerstenernten zu schützen.

Warum die Kölner Brauer ihn 1936 zu seinem Schutzpatron erkoren haben, lässt sich heute nur noch vermuten. In Köln war er nie und konnte folglich auch nie den leckeren Gerstensaft probieren.
Er gehörte dem Dominikanerorden an, der in Köln seinerzeit sehr populär war. So wird vermutet, dass ihn vielleicht die Dominikaner selbst nach seinem Tod für die Aufgabe des Schutzpatrons vorschlugen.

Nur ein paar Schritte entfernt sieht man bei erhobenem Blick den „Köln-Man“. Eine Sonderanfertigung der bekannten Trashpeople von H.A. Schult für die früh-Brauerei.

Der „Köln-Man“ besteht aus 18 x 18, sprich 324 Frühtönnchen. Auch diese Zahl hat wieder etwas mit der Hausnummer zu tun. Der „Köln-Man“ befindet sich nämlich auf dem Dach von Hausnummer 18.

Manch einer erinnert sich vielleicht an das Jahr 2006, als 1.000 dieser Trashpeople auf der  Kölner Domplatte aufgestellt waren. Die aus Müll gefertigten Figuren sollten auf unseren verschwenderischen Lebensstil und unsere Wegwerfmentalität aufmerksam machen.

Eine eher traurige Entdeckung macht man an der Ecke Am Hof / Unter Taschenmacher, am historischen Haus Saaleck.

Hier ist eine Gedenktafel angebracht, die mir so ebenfalls noch nie aufgefallen ist. 

Karneval ist die Zeit des Frohsinns, doch leider gab es 2002 einen tragischen Unfall beim Kölner Rosenmontagszug. Da ich früher selbst als Wagenengel einige Karnevalszüge in meiner Heimat begleitet habe, ist mir dieser Unfall noch immer gut im Gedächtnis.
Eine junge Frau begleitete 2002 mit Freude und Stolz den Rosenmontagszug und gab acht darauf, dass die Zuschauer genügend Abstand zu den Wagen hielten. Bis sie selbst stolperte und zwischen Traktor und Wagen geriet – sie verstarb kurze Zeit später an ihren Verletzungen.Die Bezeichnung Wagenengel wurde nach diesem Unfall abgeschafft. Die schützenden Helfer werden heute  Zugbegleiter genannt.

Am Haus Saaleck gibt es  aber noch mehr zu entdecken. So findet man an der Außenmauer ein s.g. Pixel. Was hat es denn damit nun auf sich? Soviel sei verraten: Es hat etwas mit Kunst zu tun.

Im Gebäude ist die Artothe untergebracht.
Vergleichbar mit einer Bibliothek, kann man sich hier Kunstwerke ausleihen und sie für 10 Wochen in den eigenen vier Wänden bewundern. Neben der Ausleihe bietet die Artothek auch Raum für die Ausstellung junger Kunst.

Das Pixel stellt ein Weltraumfahrzeug aus dem Computerspiel Space Invaders dar. Diese Art von Kunstwerken werden in die Kunstrichtung Game-Art eingeordnet.
Ursprünglich wurden diese Mosaike heimlich von den Künstlern an die Hauswände angebracht. Das Pixel am Haus Saaleck hat seinerzeit allerdings einen Kunstpreis erhalten und hängt dort nun hoch offiziell.

Weiter ging es am Rathaus. Hier bekamen wir einen Spiegel gezeigt, in dem man sich aber nicht sehen konnte. Der Ausdruck steht für eine spezielle Art von Sockelfigur am Kölner Rathaus.

Es gibt zwei Arten dieser Figuren. Den bekannten Kallendresser, der hockend im Profil dargestellt wird, und den „Kölner Spiegel“ der dem Betrachter freizügig seinen verlängerten Rücken zeigt und dabei seinen Kopf zwischen die Beine streckt.

Über die genaue Bedeutung dieser Figuren ist sich die Brauchtumsforschung nicht ganz einig. Sicher ist aber, dass sie der Obrigkeit auf diese Weise  ihre Meinung kund taten.

Die Führung fand im Rahmen der Expedition Colonia statt.

Ich freu mich sehr auf die weiteren Führungen und werde Euch natürlich berichten – seid gespannt!

Hier geht es zum 1. Teil des Artikels.  Auch hier gab es viel zu entdecken.

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