Bereits der erste Tag in Nepal war sehr beeindruckend. Hatte ich zwar im Vorfeld im Reiseführer über die vielen Götter, Tempel und Pagoden gelesen, war es doch noch mal ein riesiger Unterschied dies alles nun am Durbar Square von Kathmandu live zu sehen. Auch muss ich auch zugeben, dass sich viele Zusammenhänge, was Götter und Tempel betrifft, erst im Nachhinein daheim für mich erschlossen haben.
Als Durbar Square wird in Nepal das Gelände um den jeweiligen Königspalast bezeichnet. In Kathmandu gibt es dort bis zu 50 Pagoden und Tempel. Jeder Gott, an den die Nepalesen glauben, hat dort seinen Platz. Und an jeder Ecke sieht man Opfergaben in Form von Blumenranken oder roter Farbe. Hier ist immer etwas los und an jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken.
Diese rote Farbe gilt bei den Hindus als Farbe der Reinheit und Freude. Sie wird benutzt, um die Menschen zu segnen. Wir zum Beispiel erhielten den roten Punkt (umgangssprachlich Tika) bei der Abreise aus Bandipur. Er sollte uns auf der Weiterreise beschützen. Die Hindus sehen es als drittes energetisches Auge. Auch wenn man die Farbe wirklich schwer abbekommt, sollte man eine solche Segnung immer annehmen. Es ist keine Touri-Attraktion, wofür später Geld verlangt wird, sondern immer ein Segnungsritual, welches auf der weiteren Reise beschützen soll.
Der Königspalast von Kathmandu teilt den Durbar Square in zwei Hälften und ist ebenfalls sehr sehenswert. Mir kam es so vor, als sei dies das einzige Gebäude, welches wirklich in Schuss gehalten wird. Zumal es sich durch die weiße Farbe extrem von den restlichen Gebäuden abhebt. Besonders der Aufstieg auf den Basantapur Tower lohnt sich. Von dem neustöckigen Turm hat man zu allen Seiten eine geniale Aussicht über ganz Kathmandu. Hier war ich besonders überrascht, wie groß und weitläufig die Stadt doch ist!
Neben Kathmandu ist auch der Besuch von Patan ein Muss. Patan gilt als älteste Stadt im Kathmandutal und grenzt direkt an die Hauptstadt Nepals. Auch hier gibt es einen Durbar Square, der mir deutlich besser gefallen hat, als der von Kathmandu. Irgendwie wirkte hier alles etwas gemütlicher, harmonischer und friedlicher. Wie auch in Kathmandu befindet sich auf der einen Seite des Platzes der Königspalast mit seinen schönen Innenhöfen und auf der anderen Seite zahlreiche Tempel, die den einzelnen Göttern gewidmet sind. Der Palast hier ist in drei einzelne Gebäude unterteilt, was ihn von den beiden anderen Königspalästen unterscheidet. Hier hatte ich auch das erste Mal das Gefühl in eine völlig andere Welt einzutauchen.
Einen besonders guten Ausblick über den Durbar Square hat man von einem der vielen Rooftop-Cafes. Bei einem leckeren Tee kann man hier das Treiben in Ruhe auf sich wirken lassen. Solltet ihr unbedingt machen, wenn ihr dort seid!
Bhaktapur ist neben Kathmandu und Patan die drittgrößte Stadt Nepals. Auch wenn Sie die Kleinste der drei Königsstädte ist, findet man hier ebenfalls einen Durbar Square. Die Stadt ist komplett autofrei, so dass man sich hier wirklich wie in einer anderen, abgeschiedenen Welt vorkam. Einfach mal Jahrhunderte zurückversetzt – unheimlich spannend! Alles wirkt so natürlich, weniger prunkvoll und sehr authentisch. Lediglich das goldene Tor des Königspalastes sticht ein wenig hervor. Das Tor ist aus vergoldetem Kupfer und mit seinen Formen und Figuren ein Meisterwerk nepalesischer Handwerkskunst.
Eine auf deutsch verfasste Gedenktafel erinnert an das Erdbeben im Jahre 1934, bei dem viele Straßen, Tempel und Gebäude in Bhaktapur zerstört wurden. Fast Alles wurde durch ein langfristig angelegtes Restaurierungsprogramm wieder aufgebaut. U.a. auch der Pavillon der acht Ecken. Hier erteilte Helmut Kohl 1987 persönlich die Zusage zum Wiederaufbau. Der Pavillon wurde daraufhin mit wiedergefundenen Originalbauteilen und einer erdbebensicheren Stahlkonstruktion neu aufgebaut. Irgendwie typisch Deutsch: Wenn schon, dann machen wir es auch richtig – aus Stahl – damit es auch hält 🙂
Rückblickend hat mich Bhaktapur am meisten beeindruckt. Ich bin hier in eine ganz andere Welt eingetaucht. Auch war es die letzte Station meiner Rundreise. Am letzten Tag habe ich mich einfach mal an den Durbar Square gesetzt und das Treiben auf mich wirken lassen. Und in diesem Moment war ich einfach froh, dass ich diese Kultur so noch erleben und besichtigen konnte.
Für alle drei Durbar Squares muss man (einen geringen) Eintritt bezahlen. Dieses Geld ist aber wirklich gut investiert, denn es wird zur Instandhaltung und Restaurierung der alten Tempel und Plätze genutzt. Schleicht euch also nicht einfach über eine Seitengasse hinein, sondern zahlt den Eintritt, denn nur so können diese tollen Orte noch lange für ihre Besucher erhalten bleiben.