Der Sinn des Reisens besteht darin, unsere Phantasien durch die Wirklichkeit zu korrigieren. Statt uns die Welt vorzustellen wie sie sein könnte, sehen wir, wie sie ist.
Mehr denn je spiegelt dieser Spruch wieder, wie es mir in Kathmandu erging. Hier war einfach nichts so, wie ich es erwartet habe.
Bereits vor der Reise hatte ich eine klare Vorstellung wie es in Kathmandu und Umgebung sein würde: laut, hektisch, chaotisch und dreckig. Außerdem würde mir die durch Smog verdreckte Luft Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase bescheren. Sofern man dort überhaupt durchatmen konnte. So war es schließlich auch in vielen Reiseberichten erzählt worden. Trotzallem sei Kathmandu aber auch faszinierend und fesselnd. So viel Negatives was gleichzeitig fasziniert? Wie kann das sein?
Und dann tauchte ich selbst in diese Stadt ein. In dieses kleine Juwel, dessen wahre Schönheit man erst auf den zweiten Blick erkennt.
Auf den ersten Blick ist Kathmandu tatsächlich heruntergekommen und dreckig. Aber dann gibt es dort die Ecken und Gassen der Altstadt, wo es nach Räucherstäbchen riecht, wo leise Meditationsmusik das Treiben auf der Straße untermalt. Dachte ich daheim noch, das mich die vielen Menschen und das Gewusel nervös machen würden, fand ich es in Wirklichkeit einfach unheimlich spannend mittendrin zu sein und die Menschen bei ihrem Tun zu beobachten. Hinter jeder Ecke gibt es einen neuen Tempel zu entdecken. Kühe laufen hier einfach frei auf der Straße herum, weil sie heilig sind. Von Anfang an taucht man in eine ganz andere, spannende Welt ein. Und ja – Kathmandu ist absolut faszinierend. Diese Andersartigkeit habe ich so noch nie so erlebt und sie zog mich direkt in ihren Bann!
Aufregend ist definitiv auch der Straßenverkehr in Nepal. Verkehrsregeln gibt es hier nicht. Ebenso sucht man vergebens nach einer Ampel, die den Verkehr regelt. Vereinzelt sieht man schon mal Polizisten den Verkehr regeln, aber das ist auch eher die Ausnahme. Hier gilt das Gesetz der lautesten Hupe und welcher Fahrer am mutigsten ist. So kommt es oft vor, dass der Busfahrer selbst an der unübersichtlichsten und engsten Stelle hupt und einfach zum Überholen ausschert. Das der Gegenverkehr dann eventuell mal warten muss scheint auch völlig normal zu sein.
Als Fußgänger bin ich anfangs noch aufgeschreckt, wenn ich hinter mir die Hupe hörte. War ich doch der Meinung, ich stünde im Weg. Aber bereits nach kurzer Zeit gewöhnt man sich an das ständige Hupkonzert und bezieht es keinesfalls mehr auf sich. Es gehört dann einfach dazu.
Zurück in Deutschland war es Anfangs echt komisch, dass es so ruhig beim Autofahren ist. Und selbst wenn mich mal jemand angehupt hat, hab ich dem einfach keine weitere Beachtung geschenkt. Wirklich erstaunlich, wie schnell man sich an die Gegebenheiten in einem fremden Land gewöhnt 🙂
Viel wird ja auch über den Smog im Kathmandutal berichtet. Ich war zuvor noch nie in einer Stadt, die auch für eine hohe Luftverschmutzung bekannt ist. Demnach rechnete ich zunächst auch mit Dunst über der Stadt und akuten Atemproblemen. Es war aber halb so wild. Kein Dunst und auch Atemprobleme hatte ich keine. Die verschmutzte Luft machte sich bei mir erst nach einigen Tagen bemerkbar. Meine Nase war verstopft und ich musste mich ständig räuspern. Das war alles. Die Symptome verschwanden auch sehr schnell wieder, als wir die Stadt verließen und uns in die ländlichen Regionen Nepals aufmachten.
Einen einzigen negativ Punkt gibt es allerdings: Mit meinen 183cm bin ich definitiv zu groß für dieses Land. Waschbecken, Türrahmen, Betten … alles ist eher für kleine Menschen ausgelegt. Die ein oder andere Beule hab ich mir daher dann schon geholt. Aber natürlich würde mich das nicht davon abhalten erneut nach Nepal zu reisen 😉
Ich kann jedem empfehlen sich in Kathmandu einfach treiben zu lassen. Saugt mit allen Sinnen auf, was diese Stadt zu bieten hat und ich bin mir sicher, spätestens dann könnt auch ihr die Faszination für dieses Fleckchen Erde nachvollziehen.
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