Jeder, der gerne reist hat einen Traum, wenn er an ein bestimmtes Reiseland denkt. So war das bei mir auch mit Norwegen: Ich wollte unbedingt einmal mit einem Hurtigruten Schiff durch die Fjorde fahren.
Bei meiner Reiseplanung für den Roadtrip durch Norwegen stellte sich relativ schnell heraus, dass wenn nur die Strecke von Tromsø auf die Lofoten für eine Fährfahrt in Frage kommt.
Ich hatte die Reise bekanntermaßen zunächst alleine geplant und als ich die Preise für die Strecke Tromsø – Svolvaer sah, war mir sehr schnell klar: Das möchte ich mir nicht leisten! Das übersteigt definitiv meine Schmerzgrenze! Für diesen Betrag kann ich ohne Weiteres eine Woche Pauschalurlaub auf einer Insel im Mittelmeer verbringen!
Dann beschließt der Freund mich zu begleiten und es kommt alles anders als ich gedacht habe. Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Samstag. Ich erzählte ihm von meinem Wunsch einmal mit den Hurtigruten durch die Fjorde zu fahren. Er sagte ganz einfach: „Das machen wir – das gehört auch für mich dazu!“ Keine 30 Minuten später buchte ich die Tickets für uns, freute mich wie verrückt und ein Lächeln begleitete mich den Rest des Tages. Irgendwie wußte ich schon da – das wird gigantisch!
Als nicht so gigantisch stellt sich allerdings die Abfahrtszeit heraus: 1:30 Uhr soll es ab Tromsø los gehen. Bei der Buchung sah ich das alles noch ganz entspannt. Als wir dann allerdings nach dem Abendessen noch 4 Stunden bis zum Ablegen Zeit haben, zieht sich die Zeit doch erheblich. Trotz Mitternachtssonne, warten wir völlig übermüdet am Hafen und wollen eigentlich nur noch ins Bett. Warten ist ätzend!
Je später der Abend, desto mehr Menschen versammeln sich im Hafen. Dann erscheint die MS Finnmarken am Horizont und läuft in Tromsø ein. Unsere Müdigkeit ist wie weggeblasen und weicht der Vorfreude.
Wir fahren unseren Mietwagen an Board und laden unsere Koffer aus. Der Mitarbeiter auf dem PKW Deck der MS Finnmarken lacht uns an und fragt, ob wir hier einziehen wollen. Für 17 Stunden Fahrt habe kaum jemand so viel Gepäck dabei wie wir. Jaja, wir sind ja auch etwas länger als 17 Stunden in Norwegen unterwegs 🙂 Schnell stellen wir das Gepäck auf der Kabine ab und machen einen kurzen Rundgang auf der MS Finnmarken. Danach fallen wir einfach nur todmüde in unsere Koje. Über Nacht nähern wir uns bereits ein wenig den Lofoten, legen aber immer wieder unterwegs an.
Am kommenden Morgen blinzelt mir schon die Sonne durch die Vorhänge entgegen. Ich schaue kurz aus dem Fenster und sehe blauen Himmel. Wie toll! Das gibt tolle Fotos – ich bin wach!
Das Frühstück ist ok, aber der Kaffee geht mal so nicht. Abgestandener Filterkaffee á la Oma. Mir sind hier definitiv auch zu viele Menschen und es herrscht zu viel Gewusel am Morgen. Nach der morgendlichen Stärkung suchen wir uns zwei bequeme Liegestühle direkt an der Reeling und mit guter Aussicht. So habe ich mir das vorgestellt und so lässt es sich wunderbar aushalten – Herrlich!
Dann, ohne Vorwahrnung, reißt es uns förmlich aus den Liegestühlen. Das wahnsinnig laute Schiffshorn lässt uns aufspringen. Ahhhh – Wir legen ab. Da wir uns einen Platz fast neben dem Horn des Schiffes gesucht haben, vernehmen wir diesen freundlichen Gruß des Kapitäns auch in entsprechender Lautstärke. Jetzt bin ich definitiv wach 🙂
Die kommenden Stunden verbringen wir einfach damit die Sonne zu genießen und die wunderschöne Landschaft, die an uns vorbeizieht, zu bestaunen. Ich habe wirklich schon viele schöne Landschaftsformen auf meinen bisherigen Reisen gesehen, aber was heute an mir vorbeizieht, das ist wirklich etwas ganz besonders Schönes. Ein einziger, über Stunden andauernder Glücksmoment! Genau so hatte ich mir die Fahrt mit dem Hurtigruten Schiff vorgestellt.
Dann hören wir aus der Ferne Flugzeuggeräusche. Der Freund, absoluter AvGeek, hält sofort gespannt Ausschau …. dann, gefühlt auf Augenhöhe fliegt eine Lockheed P-3 Orion (die Bezeichnung kenne ich nur dank des Freundes) an uns vorbei und „winkt“ uns kurz zu, indem das Flugzeug kurz mit den Tragflächen „wackelt“. Einfach toll!
Gibt es etwas besonderes während der Fahrt zu sehen, wird dies den Gästen über Lautsprecher an Board mitgeteilt. Wir können also in Ruhe entspannen und verpassen dabei nichts – wirklich perfekt!
Das Highlight des Tages ist das Einlaufen in den Trollfjord. Natürlich nicht ohne passendes Getränk: Den Trollschnaps im passenden Krug für knappe EUR 10.- Eine Art Eistee mit weihnachtlichen Gewürzen – so schmeckt es zumindest. Nun ja, der Krug ziert jetzt als Andenken mein Regal – immerhin etwas 😉
Als ich zum Bug des Schiffes gehe, um das Einlaufen in den Trollfjord zu bestaunen, sehe ich Massen an Menschen und denke: Ok, Fotos kann ich schon mal abhaken. Ich stelle mich also ohne Erwartungen an die Reeling auf der linke Seite der MS Finnmarken und bin gespannt, was auf mich zu kommt.
Das Schiff dreht und dann ist da dieser perfekte Fotomoment. Wie war das noch gleich… keine Erwartungen haben und so … Ich kann gar nicht so schnell die Kamera zücken – ich habe genau den richtigen Platz! Ist das schön!
Uns wird während des Tages auf der MS Finnmarken in jedem Fall nie langweilig. Irgendwo wird immer etwas geboten. Der Freund schaut sich an, wie Lachs filetiert wird und kostet von dem fangfrischen Fisch. Ich genieße währenddessen den Ausblick und kann gar nicht genug Fotos machen.
Mit EUR 260.- p.P. waren die Tickets zwar nicht gerade ein Schnapper, aber jeder Euro war es für mich wert. Die 17 Stunden auf der MS Finnmarken waren einfach nur perfekt! Für mich war es mit eines der Highlights überhaupt während unserer Norwegenreise. Und ohne den Freund als Begleitung, hätte ich dies nicht erlebt. Danke Dir an dieser Stelle nochmal dafür!
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Ich bin von den Hurtigruten weder zu dieser Reise eingeladen noch unterstützt worden. Mich haben diese 17 Stunden auf der MS Finnmarken so begeistert, dass ich dieses Erlebnis einfach mit Euch teilen wollte.
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