Was hat Raumfahrt mit den Niederlanden zu tun?
Eine ganze Menge! Im schönen Küstenort Noordwijk gibt es eine Menge zum Thema Raumfahrt zu entdecken.
Im Rahmen der Aktion Noordwijk – The Space to be verbrachte ich das vergangene Wochenende in dem international bekannten Seebad. Aber nicht nur das Meer und die Dünen machen den Küstenort so bekannt. Hier hat auch das europäische Weltraumforschungs- und Technologiezentrum (kurz ESTEC), quasi das technische Herz der ESA, seinen Sitz. Es ist Ideenschmiede für viele Forschungsprojekte und ein Großteil der technischen Planungen sowie die gesamte Koordination der Projekte erfolgt aus Noordwijk.
Da das Wetter fantastisch ist, wandere ich vom Hotel durch die Dünen zum ESTEC Gelände auf dem auch die Space-Expo, die erste dauerhafte Raumfahrtausstellung Europas, untergebracht ist.
Anhand vieler Modelle und Schaubilder erfährt man eine Menge Details über einzelne Planeten, schwarze Löcher oder auch die Entstehung von Sternen. Ebenfalls bietet die Ausstellung die Möglichkeit „live“ den (simulierten) Start einer Ariane-Rakete zu erleben. Mich persönlich hat das 1:1 Modell der Mondlandefähre beeindruckt. Die hatte ich mir nämlich irgendwie etwas kleiner vorgestellt. Während des Rundgangs konnte ich sogar ein Stück eines echten Meteoriten anfassen – Wahnsinn, oder? 🙂
Gefallen hat mir, dass die Besucher während des Rundgangs immer interaktiv eingebunden werden, und das Wissen anhand von praktischen Beispielen vermittelt wird. Bei der Frage nach der Schwerkraft, stellt man sich z.B. auf eine Plattform, die das eigene Gewicht ermittelt. Logischerweise entspricht dies dem Gewicht, welches der Körper hier auf der Erde hat. Nun hat man aber auch die Möglichkeit zu schauen, wie sich das Gewicht auf den einzelnen Planeten verändert. Spannend und amüsant zugleich!
Auch wenn ich in Köln bereits das „echte“ Columbus-Trainingsmodul gesehen habe, schaute ich mir das Modell des Moduls nochmal in der Space-Expo an. Wie bereits in Köln, bekam ich auch heute am eigenen Leib zu spüren, dass die Bewegungsfreiheit hier wirklich sehr eingeschränkt ist – Beule am Kopf inklusive, Autsch!
Ein kleines Highlight: Einmal den Blick aus der Cupola genießen. Auch wenn die Bilder der Erde nur vom Bildschirm kamen – mit ein wenig Fantasie war es trotzdem toll!
Ich hatte Glück und konnte zusätzlich mit dem Space-Train fahren. Wirklich eine ganz besondere Führung durch die Entwicklungs- und Testräume der ESTEC.
In Noordwijk werden z.B. Satelliten auf ihre Tauglichkeit für den Weltraum getestet. Dazu werden u.a. Schock- und Vibrationstests sowie Vakuum- und Thermaltests durchgeführt. Zusätzlich gibt es viele Forschungsräume, in denen das in den Satelliten verbaute Material auf seine Weltraumtauglichkeit getestet wird.
Würde z.B. ein Metall verbaut werden, welches aber im All besonders korrosionsanfällig ist, könnte dies fatale Auswirkungen haben. Würde sich auch nur das kleinste Teilchen dieses Metalls lösen und eine der sensiblen Platinen berühren, wäre von jetzt auf gleich die oft jahrelange Arbeit aller beteiligten Wissenschaftler zerstört. Ich finde an diesem Beispiel wird sehr gut deutlich, wie wichtig die vielfältige und oft aufwendige Forschung vor einem Flug ins All ist.
Viele Experimente haben aktuell mit dem Einsatz des ESA-Rovers, Eurobot, zu tun. Erstmals wurde er von Alexander Gerst aus dem Weltraum gesteuert. Vereinfacht gesagt, wurden bei dem Versuch Daten und Bilder an die ISS gesendet, mit deren Hilfe Gerst den Eurobot von der Raumstation aus steuern konnte. Astronauten soll es so einmal möglich sein eine Verbindung mit Fahrzeugen auf fremden, unbekannten Planeten herzustellen und diese dann auch steuern zu können. Eine besondere Herausforderung ist dabei das Minimieren von Signalverzögerungen aufgrund der weiten Entfernungen.
Etwas versteckt in der Halle steht eine Original Returnkapsel. Man sieht deutlich die Beschädigungen des Hitzeschildes und irgendwie ist es kaum vorstellbar, dass diese kleine Kapsel unsere Astronauten wieder unversehrt zur Erde bringt. Wirklich spannend das einmal zu sehen.
Die Führung mit dem Space-Train war klasse und unser Guide ebenfalls. Ich liebe ja Menschen, die das, was sie machen, mit Freude und Herzblut tun. Und genau so jemand begleitete uns auf dieser Tour. Mit absoluter Begeisterung beantwortete der junge Mann all unsere Fragen und gab immer ein paar mehr Infos als eigentlich nötig waren. Wie er später erzählte, studiert er Raumfahrttechnik an der TU Delft. Seine Begeisterung war daher selbsterklärend 🙂
Das Weltall ist für viele Menschen ein Mysterium, da es unendlich weit weg scheint. Die Space-Expo hilft vieles besser verstehen zu können und bietet gleichzeitig Raumfahrt zum Anfassen und Mitmachen. Ein Spaß für Groß und Klein.
Beim abendlichen Spaziergang durch Noordwijk entdeckte ich auf dem Koningin Wilhelmina Boulevard einige Fuß- und Handabdrücke berühmter Astronauten. In Zusammenarbeit mit der ESA und der Gemeinde Noordwijk entsteht hier seit 2013 der Walk of Space.
Der erste Abdruck war der Astronautenstiefel von Wubbo Ockels, dem ersten niederländischem Staatsbürger im All. 2014 kamen dann die Abdrücke von Lodewijk van den Berg und André Kuipers hinzu. Kuipers war der erster Niederländer an Bord der ISS und wurde u.a. am EAC (European Astronaut Centre) in Köln ausgebildet.
In den kommenden Jahren werden weitere Platten mit Abdrücken bekannter Astronauten hinzu kommen. Wer also einmal in die Fußstapfen eines Astronauten treten möchte hat hier die Möglichkeit dazu.
Natürlich hat Noordwijk noch viel mehr zu bieten als die Raumfahrt, dazu in Kürze mehr. Seid gespannt!
Ein herzliches Dankeschön an das Niederländische Büro für Tourismus und Noordwijk Marketing für die Einladung zu diesem erlebnisreichen Wochenende. Meine dargestellte Meinung bleibt davon natürlich unberührt.
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