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Sehenswürdigkeiten in Tatarstan – zwischen Tradition und Moderne

Moschee Kasan

„Tata.. was? Tatarstan?  Mmmhhh noch nie gehört. Da muss ich erst mal Google fragen…“ So war meine erste Reaktion, als ich das erste Mal von diesem Fleckchen im Osten Russlands gehört habe.

Tatarstan ist bei uns in Deutschland noch sehr unbekannt. Auf der einen Seite ist dies sehr schade, da es hier verdammt viel Schönes zu entdecken gibt. Andererseits trifft man wenige Touristen, so dass das Reisen und Entdecken hier tatsächlich ein einzigartiges Erlebnis ist.

Kasan, die Hauptstadt Tatarstans

Ca. 800 km südöstlich von Moskau liegt die so genannte dritte Hauptstadt Russlands: Kasan. Mit ihren 1,1 Millionen Einwohnern ist sie die achtgrößte Stadt Russlands und ist heute ein wichtiger Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort.

Besonders hervorzuheben ist die vorbildliche Toleranz Kasans, bzw. dessen Bevölkerung. Hier leben seit Jahrtausenden russisch-orthodoxe Christen und Muslimen in direkter, friedlicher Nachbarschaft. Moscheen und Kirchen sind bereits damals auf engstem Raum in unmittelbarer Nähe erbaut worden.

Im Kremel von Kasan

Im Kremel von Kasan

Sehenswürdigkeiten in Tatarstan

Der Kremel ist das historische Zentrum Kasans und zeigt sehr gut den Einfluss der verschiedenen Kulturen. Er ist die einzigste erhalten gebliebene Festung der Tataren, so dass der Kremel im Jahre 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde.

Zunächst siedelten im 10. Jh. die Bulgaren in der Region. Danach war Kasan ein Standort des mongolischen Reiches. Im Jahre 1552 eroberte dann Iwan der Schreckliche Kasan und sprach die Region Russland zu. Trotz des großen russischen Einflusses konnten die Tataren sich ihre Kultur aber bis heute bewahren.

Der Sujumbike-Turm ist eins der bekanntesten Wahrzeichens im Kasaner Kremel. Er wurde nach der letzten Herrscherin – Sujumbike – benannt, die mit ihrer Schönheit, einer Sage nach, auch Ivan den Schrecklichen verzauberte. Der Turm hat eine Neigung von 1,98 m und ist gute 2 m höher als der schiefe Turm von Pisa.

Der schiefe Turm von Kasan

Der schiefe Turm von Kasan

Als Beispiel für das tolerante und friedliche Miteinander stehen die Kul-Sharif Moschee und die Mariä-Verkündigungskathedrale gemeinsam auf dem Gelände des Kremels. Zum Zeitpunkt ihrer Erbauung im Jahr 2005 war die Kul-Sharif Moschee die größte Mosche, außerhalb Istanbuls in Europa. Sie ist die Hauptmoschee aller Tataren.

Beiden Bauten beeindrucken mich mit ihren farbigen Kuppeln und bieten tolle Fotomotive.

Apropos Fotomotiv…besonders fotogen ist der Tempel aller Religionen, der etwas außerhalb von Kasan liegt. Detaillierte Infos habe ich bereits in einen separaten Blogpost verfasst.

Wer Lust auf einen Kaffee oder ein wenig Souvenirshopping verspührt, für den ist Baumannstrasse genau das Richtige. Hier kann man bummeln und bei einem Kaffee herrlich die anderen Leute beobachten.

Die Baumannstraße

Die Baumannstraße

Ein Tagesausflug in die ehemalige Hauptstadt Bolgar

Eine etwa zweistündige Bootsfahrt von Kasan entfernt liegt Bolgar – ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe. Die ehemalige Hauptstadt liegt, von jeder Menge Grün eingebettet, am Ufer der Wolga. Das dortige Museum zeigt auf sehr ausführliche Weise die kulturelle Entwicklung Eurasiens sowie die Entstehung von Bräuchen und Traditionen.

Das heutige Dorf Bolgar steht immer noch in den großteils noch gut erhaltenen Walllinien. Ferner sind auf dem Gelände seinerzeit nicht zerstörte oder bereits restaurierte Türme, Mauerstücke und ein Mausoleum zu finden.

Das Islammuseum mit Blick auf die Wolga

Das Islammuseum mit Blick auf die Wolga

Die Besichtigung von Bolgar ist wie eine kleine Zeitreise

Die Besichtigung von Bolgar ist wie eine kleine Zeitreise

Zu Mittag solltet ihr unbedingt ein typisch tatarisches Menü zu Euch nehmen: Salat mit Mayonnaise, eine klare Suppe mit Fleischeinlage, dazu Teigtaschen mit einer Kartoffelfüllung, als Hauptgericht gibt es oft einen weiteren Eintopf mit noch mehr Fleisch und als Nachspeise wird gerne Tee mit getrocknetem Obst gereicht. Sehr deftig, aber immer lecker!

Die Moschee von Bolgar

Die Moschee von Bolgar

Am  Nachmittag besuchen wir die weiße Moschee sowie das Museum des Islams, wo  der größte bedruckte Koran der Welt ausgestellt ist. Um diesen aufzuschlagen werden mindestens 10 Männer benötigt. Auch wenn ich Museen nicht unbedingt mag, bin ich beeindruckt von der Größe des Korans.

Eine Zeitreise auf der Halbinsel Swijaschsk

Ebenfalls einen Tagesausflug wert ist die Insel Swijaschsk. Wobei man streng genommen  sagen muss, dass es sich aktuell nicht mehr um eine Insel handelt, da die einstige Insel mittlerweile durch einen Damm, inkl. Straße, mit dem Festland verbunden ist.

Swijaschsk

Swijaschsk

Swijaschsk war damals ein strategisch wichtiger Standpunkt bei der Eroberung Kasans. Heute ist die Insel ein kleines Dorf mit einigen Klöstern und Kirchen. In der Holzkirche soll sogar Ivan der Vierte vor der Eroberung Kasans um diesen Erfolg gebeten haben.

Zwei der viele Kirchen in Swijaschsk

Zwei der viele Kirchen in Swijaschsk

Auch in Swijaschk kann man wunderbar landestypisch essen. Besonders hat mir die Borschtsch geschmeckt – eine russische rote Beete Suppe. Mit frisch gebackenem Brot dazu mega lecker!

Kasan ist eine der größten Städte in Russland und es vereinen sich verschiedene Kulturen, Religionen sowie Vergangenheit und Zukunft. In der heutigen Zeit eine ungewöhnliche, aber sehr interessante Mischung und das Wichtigste: bisher nicht von Touristen überlaufen.

Da Kasan einer der Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft 2018 ist, wird der Tourismus zu dieser Zeit vermutlich stark anziehen. Nicht zuletzt, weil es seit August 2016 eine direkte Flugverbindung mit Aeroflot ab Frankfurt gibt. Der Flug dauert knappe vier Stunden, so dass man auch Mal ein verlängertes Wochenende in Kasan verbringen kann.

Die Unterkünfte haben europäischen Standart oder sind meist sogar noch besser. Empfehlenswert ist ein Abendessen auf einer der vielen Dachterrassen mit wunderschönem Blick auf den Kasaner Kremel.

Der perfekte Ort für ein leckeres Abendessen - die Dachterrasse des Marriott Kasan

Der perfekte Ort für ein leckeres Abendessen – die Dachterrasse des Marriott Kasan

Aktuell wird Tatarstan, bzw. Kasan hauptsächlich von russischen Touristen besucht. Nur 7 % der Besucher kommen aus dem Ausland. Meist sind dies Türken oder Chinesen. Aus Deutschland kommen gerade mal 6.000 Touristen pro Jahr.

Während der fünftägigen Reise, beeindruckte Kasan mich mit seiner Toleranz, Vielseitigkeit und Gastfreundschaft. Die Metropole legt viel Wert auf Traditionen, bleibt dabei aber offen für Neues und Modernes.

Na, seid Ihr neugierig und auf der Suche nach einem wirklich außergewöhnlichen nicht zu touristischen Reiseziel? Dann rate ich Euch: Nix wie hin!

 

Ein herzliches Dankeschön an Visit Tatarstan, die mich zu dieser Reise eingeladen haben. Meine dargestellte Meinung bleibt wie immer meine eigene.

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