Es ist soweit, an diesem Wochenende brechen wir zu unseren letzten beiden Etappen am Rothaarsteig auf. Der Weg wird uns vom Lahnhof nach Dillenburg führen, wo wir nach 154 km das Ziel erreichen werden.
Auf den bisherigen Etappen haben wir bereits viel erlebt. Die ersten beiden Etappen auf dem Rothaarsteig waren anstrengend. Dafür wurden wir aber mit herrlichen Aussichten belohnt. Auf den Etappen im Herbst gab es neblige Abschnitte, viele Pilze und tolle Farben zu bewundern. Auch bei Minusgraden und Schnee waren wir unterwegs. Ebenfalls ein Erlebnis, welches ich nicht missen möchte. Der Rothaarsteig ist vielfältig und tatsächlich zu jeder Jahreszeit eine Wanderung wert.
7. Etappe: Lahnquelle – Ilsequelle – Jagdberg – Dillquelle – Tiefenrother Höhe – Haubergspfad – Kalteiche
Das Wetter heute ist perfekt. Bei blauem Himmel und Sonnenschein brechen wir zu den letzten beiden Etappen auf dem Rothaarsteig auf. Ich freu mich auf die Strecke die vor uns liegt!
Von der Lahnquelle führt uns der Weg zunächst parallel zur Straße entlang. Leider mit vielen Wurzeln und einigen Mountainbikern, die uns auf dem schmalen Weg überholen. Zum Glück ist das Teilstück nicht all zu lang und kurze Zeit später wird es dann auch wieder ruhiger und naturnah. Der Weg ist angenehm schattig, so dass wir die warmen Temperaturen gar nicht bemerken und entspannt und ohne große Anstrengung weiter wandern.
Nächster Wegpunkt ist die Ilsequelle. Bereits im Mittelalter war die Quelle eines der bekanntesten Heilbäder. Man sagt dem Wasser bis heute heilende und vitalisierende Kräfte nach. Und in der Tat scheint das Wasser der Ilsequelle heute noch als etwas Besonderes zu sein. Viele Menschen kommen mit Trinkgefäßen hierhin um sich etwas vom Quellwasser abzufüllen.
Am Jagdberg passieren wir auf 673,1 m ü. NN den höchster Punkt des Lahn-Dill-Kreises. Ich nutze die Gelegenheit und hüpfe von NRW mal schnell nach Hessen. Das ist hier problemlos möglich, da am höchsten Punkt auch die Landesgrenze der beiden Bundesländer verläuft.
Im weiteren Verlauf führt uns der Rothaarsteig am Rastplatz Kaffeebuche vorbei. Ein kleiner Funfact dazu: Ich habe zuerst Kaffeebude gelesen und sah mich gedanklich schon mit einem leckeren Kaffee auf einer Bank verweilen 🙂
Immer wieder hat man einen schönen Ausblick ins s.g. Johannland. Im Tal liegt das Dorf Hainichen, welches für die einzige Höhenwasserburg Westfalens bekannt ist. Der Weg führt uns hier jetzt immer weiter den Kamm entlang Richtung Dill-Quelle.
Die Dill ist ein Zufluss der Lahn und bildet die natürliche Grenze zwischen dem Lahn-Dill-Land und dem hessischen Westerwald. Die Quelle ist aufgrund der Trockenheit heute leider eher ein tropfendes Rinnsaal, schön ist es hier trotzdem. Neben ein paar Steinen, die zum verweilen einladen, gibt es neben der Schutzhütte mit Sitzgelegenheiten auch eine Feuerstelle an der sich bestimmt der ein oder andere gemütliche Abend verbringen lässt. Wir wollen jedoch nicht verweilen, sondern müssen weiter.
Schon aus der Ferne hören wir Geräusche, die wir zunächst nicht zuordnen können. Erst als wir aus dem Waldstück hinaus kommen sehen wir die großen Windräder. Der Windpark Kalteiche liegt auf der Hochfläche im Grenzgebiet der Städte Haiger und Wilnsdorf und sorgte bereits vor seinen Bau für eine Menge Unruhe bei den einheimischen Bürgern. Anfangs finde ich es noch absolut faszinierend, wie sich die Windräder drehen und wie sich das Geräusch des Windes dadurch immer wieder ändert. Wir passieren einige Windräder und am Ende bin ich froh, dass wir endlich wieder die Ruhe der Natur genießen können.
Über die Gernsbacher Höhe und Tiefenrother Höhe führt uns der Rothaarsteig nun weiter zum heutigen Etappenziel. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen genießen wir aber an der Aussichtsplattform „Nase im Wind“ noch den schönen Ausblick über das Lahn-Dill-Bergland sowie das Siegerland. Übrigens ist die Plattform ein toller Spot um den Sonnenuntergang anzuschauen.
Kurz bevor wir den Wanderparkplatz Wilgersdorf erreichen, rufen wir wie vereinbart unsere Gastgeber vom Gasthof Jokebes an. Heute werden wir am Parkplatz abgeholt und zu unserer Unterkunft gebracht.
Gastgeber am Rothaarsteig
Die Partnerbetriebe am Rothaarsteig sind meist familiengeführte Gasthöfe und Pensionen. Puren Luxus darf man hier nicht erwarten. Alles ist aber absolut sauber und stets sehr gemütlich. Wir erfahren während aller Etappen eine Menge Herzlichkeit und Menschlichkeit. Oft haben wir mit den Inhabern beim abendlichen Bier zusammen gesessen, haben geklönt, gelacht und die ein oder andere Anekdote erzählt bekommen. Besonders Herr Büdenbender vom Gasthof Jokebes war ein solches Original. Nachdem er uns am Wanderparkplatz abholte, machte er mit uns sofort eine Rundtour durch seine Heimat Irmgardeichen. Es ging kreuz und quer durchs Dorf und fast jeder grüßte uns und den netten älteren Herrn in dem weißen Büsschen. Wir bekommen eine Menge Informationen, die ich mir ehrlicherweise nicht alle merken kann, aber die Begeisterung, mit der Herr Büdenbender erzählt, macht einfach einen riesen Spaß!
Gern erinnere ich mich auch an unseren Aufenthalt im Landgasthaus Bräutigam – Hanses. Aufgrund des herbstlichen, feuchten Wetters kamen wir dort völlig durchgefrohren an. Nach einer heißen Dusche und einem erholsamen Nickerchen genossen wir im Restaurant ein sehr leckeres Abendessen und versackten dann mit einigen Einheimischen in der gemütlichen Gaststube. Solche Abende gefallen mir sehr! Absolut authentisch und einmalig. Wer mag, sollte hier übrigens den sehr, sehr leckeren Himbeergeist probieren 😉
8. Etappe: Kalteiche – Dilltal – Rodenbach – Dietzhölztal – Mandelbach – Galgenberg – Dillenburg
Nach dem Frühstück bringt uns Herr Büdenbender zum Wanderparkplatz und wir starten unsere letzten 18 km nach Dillenburg. Er gibt uns noch den Hinweis, dass wir, wenn wir Glück haben, am Forellenhaus einen frisch geräucherten Fisch probieren könnten.
Und tatsächlich kommen wir relativ am Anfang dieser Etappe am Forellenhaus vorbei. Es ist aber eher ein Häuschen und es ist auch niemand dort. Also wandern wir weiter. Die Bäume lichten sich und wir wandern an weiten Feldern entlang, die immer wieder schöne Ausblicke ermöglichen.
Wir entdecken am Rand des Weges immer mal wieder Infotafeln zu den Vogelarten, die hier in der Natur zu finden sind, sowie den Hinweis auf eine Vogelwarte. Neben interessanten Informationen werden den Besuchern hier auch kühle Getränke ausgeschenkt. Ein wunderbarer Platz für eine kleine Pause.
Am Forsthaus Steinbach biegt der Rothaarsteig ab. Wir waren so von dem historischen Haus fasziniert, dass wir die Weggabelung fast verpasst hätten. Ab dort geht es dann eine lange Zeit nur bergab durch schattige Wälder. Herrlich! Bis ins Dilltal durch den Ort Rodenbach führt der Rothaarsteig.
Nach dem Überqueren der Hauptstraße wartet ein knackiger Anstieg auf uns. Zunächst geht es die asphaltierte Anliegerstraße entlang, bevor der Weg dann in den Wald hineinführt. Stetig steil bergauf. Puhh, ich komme ganz schön ins Schwitzen.
Am Westerwaldblick, einem kleinen Häuschen mit Hängematte und Bank verschnaufen wir kurz und bewundern die Aussicht gen Westerwald.
Nach dem Päuschen wartet ein weiterer, kurzer Anstieg über die Struth auf uns. Nachdem dieser geschafft ist führt uns der Rothaarsteig auf Feldwegen hinab ins Dietzhölztal. Unterwegs kommen wir an einigen Kuhweiden vorbei. Bei der Hitze sind die Kühe aber nicht sehr motiviert für ein Foto, sondern liegen lieber faul im Schatten herum.
Über Felder wandern wir weiter am Ort Manderbach vorbei. Die Landschaft und der Blick sind toll! Allerdings laufen wir nun auch in der prallen Sonne. Puhh… Der Anstieg auf der anderen Seite des Tals ist nicht sehr anspruchsvoll. Aufgrund der Hitze muss ich jedoch einige Pausen zum Trinken und Verschnaufen einlegen.
Nach dem Aufstieg erreichen wir eine große Infotafel. Sie informiert über den weiteren Verlauf des Rothaarsteiges. Wer mag, kann ab hier über den Rothaarsteigzuweg direkt nach Dillenburg absteigen. Dabei verpasst man allerdings den tollen Blick hinauf zum Bismarcktempel sowie einige sehenswerten Aussichten auf die Stadt und dem Wilhelmsturm.
Wir entscheiden uns gegen die Abkürzung und folgten der rot weißen Rothaarsteigmarkierung. Über den Galgenberg soll uns der Weg ins Zentrum der Oranierstadt Dillenburg führen.
Irgendwie haben wir uns aber dann doch verlaufen und sehen nur noch die gelb-schwarze Zuweg Markierung. Irgendwann stehen wir ziemlich planlos mitten in einem Wohngebiet. Den Berg hinauf laufen möchten wir bei der Hitze in jedem Fall nicht mehr! Mhhh…auch wenn es mir nicht gefällt, lassen wir uns durch Google Maps zum Parkplatz navigieren. Ich ärgere ich mich. Wir machen aber das Beste draus und fahren vom Parkplatz ins Zentrum von Dillenburg. Hier schlemmen wir ein Eis und gehen dann zum Endpunkt des Rothaarsteiges. Das obligatorische Ziel-Bild muss natürlich trotzdem sein.
Hach! Ich bin glücklich und stolz auf uns! 154 km sind geschafft! Yeah! Wir haben so viel gesehen, hunderte von Bildern gemacht und eine Menge herzlicher Menschen getroffen. Das sind Erinnerungen, die bleiben und machen unsere Wanderung auf dem Rothaarsteig zu etwas ganz Besonderem.
Hast Du auch Lust auf diese Etappen des Rothaarsteiges zu wandern? Die 7. Etappe vom Lahnhof nach Wilgersdorf und die 8. Etappe von Wilgersdorf nach Dillenburg findest Du bei Komoot.
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Zu der Wanderung wurde ich vom Rothaarsteig. e.V. eingeladen, herzlichen Dank dafür. Ein Honorar habe ich nicht erhalten und die dargestellte Meinung ist natürlich meine eigene.